In der 6. Woche hieß es: "DU BIST SCHÖN!"
Wie ihr merkt, bin ich dem Fastenkalender etwas hinterher. Gestern hat schon die 7. und letzte Woche begonnen ...
Im Fastenbrief wird als Einleitung zu dieser Woche, das Hohe Lied der Liebe zitiert:
Siehe, meine Freundin, du bist schön; schön bist du, deine Augen sind wie Taubenaugen. Siehe, mein Freund, du bist schön und lieblich. Unser Lager ist grün. Die Balken unserer Häuser sind Zedern, unsere Täfelung Zypressen.
Was ist Schönheit?
Schnell ist man da bei gängigen Schönheitsidealen und eigenen Unzulänglichkeiten.
Aber die Texte und Anregungen im Fastenkalender sind da zum Glück anderer Natur:
Die biblischen Zeilen im Hohelied der Liebe sind so sinnlich, dass sie immer wieder auf die Liebe zwischen Gott und Mensch hin gedeutet wurden - und damit ihres erotischen Klanges beraubt wurden. Wie schade! Sexualität ist eine Gabe Gottes, die machtvoll zur Lebenskraft beiträgt.
"Siehe, meine Freundin, mein Freund, du bist schön", das flüstern sich Liebende in den intimsten Momenten zu. Gott sei Dank spielen in solchen Augenblicken modische Ideale, plakatierte Versionen davon, wie ein Mensch zu sein habe, keine Rolle. "Beauty lies in the eye of the beholder", sagt eine Redensart. Schönheit ist im Wortsinn Ansichtssache - sie liegt im Auge dessen, der sie wahrnimmt.
Wer liebt, wie die beiden im Hohelied, der ist entzückt vom einzigartigen Aussehen des anderen, von Körper, Stimme und Bewegungen - von seinem, ihrem Wesen, der ganzen Art. Zauberhaft, dieses Muttermal, die dunklen, buschigen Augenbrauen! Herrlich, diese Himmelfahrtsnase ... Wer liebt, spielt mit grauen Haarsträhnen, fährt zärtlich Falten nach und streichelt den runden Bauch.
Solche Liebe kommt zurecht auch mit Krankheiten und Gebrechen: Ich liebe dich, wenn deine Augen strahlen oder müde sind, wenn du blühst, wenn du elend und matt bist und täglich vor dem Fernseher einschläfst. Du bist schön, auch wenn Du nicht stark und wild, sondern schwach und nicht mal zahm bist.
Ich liebe dich - das ist der einzige Maßstab.
So sagt Susanne Breit-Kessler, Regionalbischöfin des evangel. Kirchenkreises München und Oberbayern, und dem kann ich mich nur voll und ganz anschließen.
In dieser Woche, das ist auch ein Vorschlag, soll man den anderen (Freunden, Kollegen, Familie) Komplimente machen, wenn man etwas an ihnen schön findet. Aber vorher soll man ganz genau hinschauen. Also nicht nur sagen, Du siehst toll aus, sondern z. B. die Farbe deines Pullovers bringt deine Augen besonders zum Strahlen.
Ich hab mir das in letzter Zeit angewöhnt und die Erfolge sind enorm. Die Leute freuen sich viel mehr. Gestern hatte eine Kollegin einen Pullover mit einem Stern vorne drauf an. Und heute hatte sie einen Schal mit Sternen drauf an. Und genau darauf habe ich sie angesprochen: Mensch, gestern ein Pulli mit Stern, heute ein Schal mit Sternen - Du bist ja ein richtiges Sternenkind! Das Leuchten in ihrem Gesicht zu sehen war schön.
In diesem Sinne - bringen wir die Welt ein wenig zum Leuchten ;o)
Liebe Astrid, das ist eine wirklich schöne Idee, Komplimente persönlicher zu formulieren und ich glaube, es ist dann auch authentischer, weil man sein Gegenüber genauer anschaut. Vor allem, um die schönen Seiten an ihm zu entdecken.
AntwortenLöschenIch glaube, man fühlt sich einfach wahrgenommen, wenn man so ein persönliches Kompliment bekommt.
glg zu Dir, und von Herzen schöne Ostertage Dir und Deiner Familie
Susanne